Otto Kitzler – Trauermusik – Dem Andenken Anton Bruckners (1904)
(16 Seiten, 10 €)
Nur wenig ist über Otto Kitzler (1834-1915) bekannt, den Linzer Theaterkapellmeister, der dem zehn Jahre älteren Anton Bruckner zwischen November 1861 und Sommer 1863 die entscheidenden Impulse zur Komposition sinfonischer Orchesterwerke vermittelte. Das erst 2014 veröffentlichte Kitzler Studienbuch zeichnet den fast zweijährigen Unterricht Bruckners in der 'freien Komposition' bei Otto Kitzler auf 326 Seiten mit handschriftlichen Übungen, Skizzen und Kompositionen Bruckners nach...
Otto Kitzler war schon in seiner Jugend in Dresden von Richard Wagner fasziniert, seit er ihn im Jahre 1846 als Sängerknabe im Königlich-Sächsischen-Hofkapelleninstitut (dem Pendant zum Leipziger Thomanerchor) als Dirigenten bei der Aufführung der Neunten Sinfonie D-Dur op. 125 von Ludwig van Beethoven erlebt hatte. Nach seinem Cellostudium in Brüssel und Prag lernte er Wagners Opern als Cellist an den Theatern in Straßburg, Troyes, Paris und Lyon kennen und schätzen.
Im Herbst 1858 begann er seine Dirigentenlaufbahn als zweiter Kapellmeister an den Theatern in Linz und Königsberg und kehrte 1861 als erster Kapellmeister nach Linz zurück. Danach führte ihn sein weiterer Weg 1863 nach Temesvár und Hermannstadt (heute Sibiu), bevor er 1868 in Brünn (heute Brno) seine feste Anstellung als Theaterkapellmeister und Leiter des dortigen Musikvereins fand.
Kitzlers dreiteilige Trauermusik - Dem Andenken Anton Bruckners (Adagio – Andante con moto – Adagio) verwendet keine direkten Zitate aus Bruckners sinfonischen Werken, übernimmt jedoch typische Stilelemente der sinfonischen Musik Bruckners: kurze 'Impulsmotive' mit ihrer Tendenz zur Sequenzierung (an Stelle von motivisch-thematischer Arbeit), die (von Wagner inspirierte) avancierte Alterationsharmonik mit einer Vorliebe für trugschlussartige Wendungen in entfernte Terzverwandtschaften sowie die Neigung zu Orgelpunkten oder Generalpausen, Techniken, die Anton Bruckner als begnadetem Improvisator auf der Orgel seit seiner Jugend vertraut waren.
(Dr. Rudolf Innig)