Marktkirche Hannover
Orgelkonzert Samstag, 14. März 2015, 18.00 Uhr
Programm
Georg Friedrich Händel Orgelkonzert g – Moll op. 4 Nr. 1 (1685-1759) Bearbeitung für Orgelsolo von Samuel de Lange jr. (1840-1911)
Larghetto
Allegro
Adagio
Andante
Samuel de Lange sr. Fantasie – Sonate über den
(1811-1884) Choral „God enkel Licht" (Gott, wahres Licht)
Karol Szymanowski Etüde b- Moll op. 4 Nr. 3
(1882 - 1937) Bearbeitung für Orgel
von Rudolf Innig
Felix Nowowiejski Sinfonie A-Dur op. 45 Nr.7 ('Disputa')
(1877-1946)
- Preludio festivo (Allegro maestoso e con fuoco)
- Intermezzo (Allegretto)
-Thème et Variations
Rudolf Innig, Orgel
(www.rudolf-innig.de)
Felix Nowowiejski (1877-1946) gehört unzweifelhaft zu den ganz Großen der spätromantischen Orgelmusik. Mit seinem Oratorium ‚Quo vadis' (nach dem Roman des polnischen Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz) gelang ihm 1909 der internationale Durchbruch, es wurde mehr als 200 Mal in Europa, Amerika und Australien aufgeführt. Sein kompositorisches Hauptwerk waren für Nowowiejski indes die neun Orgelsinfonien op. 45, in denen er sein „musikalisches Testament" sah. In ihnen verbindet Nowowiejski die deutsche Musiktradition mit Einflüssen der sinfonischen französischen Orgelmusik zu einem groß angelegten Zyklus von unverwechselbar polnisch-slawischer Färbung. Ebenbürtig den großen Orgelsinfonien von Charles-Marie Widor und Louis Vierne zählen sie zu den bedeutendsten Werken der spätromantischen sinfonischen Orgelliteratur.
Der im ermländischen Wartemburg (heute Barczewo) geborene Felix Nowowiejski studierte ab 1897 am Stern'schen Konservatorium in Berlin. Von 1901 bis 1906 gehörte er der damals sehr bedeutenden Meisterklasse für Komposition an der Musikhochschule in Berlin bei Max Bruch an, in der er neben Ralph Vaughan Williams und Ottorino Respighi zu den herausragenden Studenten zählte. In dieser Zeit übte er auch eine Tätigkeit als Organist und Chorleiter an der St. Hedwigs–Kathedrale aus. Der angesehene Meyerbeer–Preis, den er 1902 und 1904 gewann, ermöglichte es ihm, die wichtigsten musikalischen Zentren Europas kennen zu lernen und Kontakte zu Musikern in Paris, London und Wien aufzunehmen. Von 1909 bis 1914 war Nowowiejski Direktor der Krakauer Musikgesellschaft, er organisierte und dirigierte dort zahlreiche Konzerte mit zeitgenössischer Musik. Während des ersten Weltkrieges war er Organist und Chorleiter an der Dominikanerkirche St. Paulus in Berlin, wo er das Musikleben der polnischen Kolonie betreute. Im Jahre 1919 kehrte Nowowiejski nach Polen zurück und an der Musikakademie Poznań (Posen) als Dozent für Orgel sowie als Dirigent tätig war. Seine Mitwirkung in einem Komitee, das sich für die Rückkehr Warmias (Ermland) und Masurias (Masuren) zu Polen einsetzte, trübte sein Verhältnis zu Max Bruch und führte dazu, dass deutsche Musiker zum öffentlichen Boykott seiner Werke aufriefen.
Felix Nowowiejski galt als der beste polnische Orgelvirtuose und Improvisator, der die Literatur seines Instrumentes und seine eigenen Kompositionen durch zahlreiche Konzerte und Rundfunkaufnahmen bekannt machte. 1935 wurde er für sein Wirken mit dem polnischen Musikpreis geehrt. Kurz nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 flüchtete Felix Nowowiejski nach Krakau, wo er die Zeit der deutschen Okkupation verbrachte. Im Januar 1946 starb er in Poznań.
Die siebente Sinfonie A - Dur ist die einzige der neun Orgelsinfonien Nowowiejskis in einer Durtonart. Ihr Untertitel 'Disputa' bezieht sich auf das berühmte Gemälde 'Disputa del Sacramento' von Raffael aus dem Jahre 1509. Nowowiejski verwendet hier ausschließlich gregorianische Gesänge und polnische Kirchenlieder zum Fest Fronleichnam, die das ganze Werk durchziehen und thematisch umklammern.
Das 'festliche Präludium' hat die Form eines Sonatensatzes. Ihre beiden Themen, die erste Zeile des Kirchenliedes 'Twoja czesc, chwala' (Dein Ruhm und Ehre, zu Beginn im Pedal) und das gregorianische 'Pange lingua' bilden als Haupt- und Seitensatz einen starken dynamischen Kontrast. Aus diesen beiden Themen entwickelt sich als 'Durchführung' ein Fugato, die Reprise führt die Exposition als 'entwickelnde Variation' weiter. Am Ende steht ein hymnisches Zitat des 'Pange lingua' im Unisono. Im zweiten Satz 'Intermezzo' verwandelt Nowowiejski die Melodie des Kirchenliedes in ein rhythmisch prägnantes Thema im 6/8 Takt im Charakter einer Pastorale. In einem zweiten Teil folgen Zitate aus dem gregorianischen 'Lauda Sion' in zarten Klängen ('voix angéliques'). Das 'Allegretto pastorale' des Anfangs beschließt den Satz.
Im dritten Satz bildet das ganze Marienlied den Ausgangspunkt von sechs immer freier werdenden Variationen. Die letzte von ihnen ist eine Fuge, deren Thema sich aus der ersten Melodiezeile ableitet. Nach einer großen Steigerung zitiert Nowowiejski zweimal die Anfangszeile des Liedes im Pianissimo, bevor er mit einer ins Hymnische gesteigerten Wiederholung des ganzen Liedes die Sinfonie beendet. (www.rudolf-innig.de)